In ModelUN-Konferenzen schlüpfen zumeist Studierende in die Rolle von Delegierten bei den Vereinten Nationen. Auch die Organisation der Events liegt in ihren Händen. Der Wissenschaftsverbund hat im Projekt "Concordia Bodamici" die Zusammenarbeit des Teams der Universität St.Gallen mit dem der Universität Konstanz gefördert. Während ModelUN in St.Gallen schon seit langem etabliert ist, fand an der Universität Konstanz im vergangenen Jahr erstmals eine Konferenz statt. Und wie die Erfahrungsberichte der Teilnehmer*innen dieser Konferenzen zeigen, weist die Arbeit an globalen Themen auch inhaltlich viele Berührungspunkte mit den Herausforderungen der Vierländerregion auf.
Ich habe ein hohes Interesse an Geschichte und Politik. Dazu kommt eine hohe Motivation viel zu reden – nicht nur im Studium, sondern auch in den Vereinen und Organisationen, in denen ich mich engagiere. Die Teilnahme an den ModelUN-Konferenzen hat mir nicht zuletzt dabei geholfen, mich als Mensch gegenüber anderen zu öffnen. Ich habe vor, auch nach meinem Studium politisch aktiv zu bleiben und setze mir fest das Ziel, den Zusammenhalt in dieser tief polarisierten Gesellschaft zu stärken. Am wichtigsten für die Vierländerregion finde ich die Kooperation über Grenzen hinweg. Und genau davon zeugen die beiden ModelUN-Konferenzen bei uns.
Auf meiner ersten ModelUN-Konferenz durfte im Committee UN Women das Königreich Marokko vertreten. Debattiert wurde über „Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt“. Ich habe dabei vor allem meine Debattierfähigkeiten verbessert, habe gelernt, selbstbewusster öffentlich auf Englisch zu sprechen und Konflikte auf diplomatische Weise zu lösen. Dabei habe ich erkannt, dass es manchmal nötig ist, die eigenen Ansprüche zurückzustellen, um faire und nachhaltige Kompromisse zu erreichen. Die Kunst besteht dabei meiner Meinung nach darin, unterschiedliche Ansichten erstens zu verstehen und zweitens zu akzeptieren.
Bei LakeMUN in Konstanz habe ich BBC im Press Corps repräsentiert und bei SGMUN in St. Gallen Kanada im Historical NATO Committee. Dabei habe ich zum einen gelernt, wie unfassbar stressig der Job eines Journalisten ist, und zum anderen, Parteien zu überzeugen, die mit einem Veto den Kurs der Komitees hätte verändern können. Das war nicht immer leicht und manchmal auch frustrierend, aber am Ende standen wir alle auf einer Seite. Ich habe viele Leute kennengelernt, die sehr „open-minded“ waren und auch meine Perspektive auf die Welt öffnen und verändern konnten. Und es ist einfach angenehm, Menschen zu treffen, die noch gesittet miteinander diskutieren können. Das gibt Hoffnung, dass wir eine Möglichkeit haben, die zunehmende Spaltung und den Hass in Europa zu bekämpfen.
Ich war der Head Delegate der 18-köpfigen Heidelberger Delegation zur SGMUN, habe also den Konferenzbesuch, die Anreise nach St.Gallen und die akademische Vorbereitung auf die Konferenz koordiniert. Während der Konferenz war ich dann Teil einer Double Delegation im Warschauer Pakt, bei welcher ich zusammen mit meiner Ko-Delegierten Ost-Deutschland vertreten habe. In der Vorbereitung konnte ich daher tief in die ostdeutsche Geschichte eintauchen. Persönlich fällt mir dank MUN sehr viel leichter, sachlich und ruhig mit Leuten zu diskutieren, die überhaupt nicht meine Meinung haben, und mich in andere Positionen und Sichtweisen hineinzuversetzen.
Ich beteilige mich an MUN-Konferenzen nun schon seit sieben Jahren und habe viele neue Freunde gefunden, mit denen ich ständig im Austausch stehe. Auf der SGMUN war ich Delegierter der UdSSR im Warschauer Pakt als Teil einer Doppeldelegation. Zudem war ich Teil der EuroMUN Delegation, um für unsere eigenen Konferenz in Maastricht Werbung zu machen. Was mir von St.Gallen besonders in Erinnerung geblieben ist? Natürlich die offene Bar. Aber Spaß beiseite – die Räume, insbesondere der Kantonratssaal, waren unfassbar. Außerdem bin ich sehr beeindruckt davon, was das Logistikteam alles auf die Beine gestellt hat.
Mehr über ModelUN an der Universität St.Gallen erfahren Sie hier, Informationen zur LakeMUN Konferenz in Konstanz finden Sie hier.