July 10, 2024

Mit den Augen des anderen

Jens Poggenpohl
Redaktion und Kommunikation
In ModelUN-Konferenzen schlüpfen Studierende in die Rolle von Delegierten bei den Vereinten Nationen. Dank der Förderung durch den Wissenschaftsverbund können die Veranstaltungsteams aus Konstanz und St.Gallen bei der Organisation ihrer Konferenzen eng zusammenarbeiten. Sie wollen künftig vermehrt auch Schüler*innen aus der Region einbinden. Die nächste Konferenz findet Anfang Dezember statt.

Die Gremien der Vereinten Nationen zählen zu den Orten, an denen sich der Stand der Dialog- und Streitkultur, die der Wissenschaftsverbund in seinem Programm Gesellschaftlicher Zusammenhalt fördern will, auf globaler Ebene beobachten lässt. Wie anspruchsvoll es ist, aus teilweise konträren Perspektiven und Haltungen Kompromisse zu finden oder zumindest im respektvollen Gespräch zu bleiben, zeigt sich wohl nirgends so deutlich wie hier.

Schon zu Zeiten des Völkerbunds wurden an US-amerikanischen Colleges die Zusammenarbeit auf ganz großer Bühne simuliert. Heute finden weltweit ModelUN-Konferenzen statt. Hier schlüpfen zumeist Studierende in die Rolle von Diplomat*innen eines Mitgliedstaats – in der Regel nicht ihres Heimatlands –, vertreten dessen Position in Debatten und versuchen, Allianzen für die von ihnen erarbeiteten Resolutionen zu schmieden. Vorangegangen ist diesem Austausch eine intensive Auseinandersetzung mit der Position des jeweiligen Landes – eine großartige Übung darin, die Welt mit den Augen des anderen zu sehen und für viele Teilnehmende eine wichtige Etappe auf dem Weg zu einer internationalen Karriere.

Auch die Organisation der Events liegt in den Händen von Studierenden. In der Vierländerregion arbeiten die Teams an der Universität Konstanz und der Universität St.Gallen eng zusammen – im Projekt „Concordia Bodamici“, das der Wissenschaftsverbund unterstützt. Was die Konferenzen auf globaler Ebene erreichen wollen, soll sich hier regional spiegeln: die Überwindung geografischer Barrieren, die alltägliche Zusammenarbeit, der interkulturelle Austausch.  

170 Teilnehmende aus ganz Europa

Zudem wollen die Konferenzen vermehrt Schüler*innen die Teilnahme ermöglichen. So waren bei der Premiere der LakeMUN-Konferenz in Konstanz im Mai zwei internationale Schulen aus der Türkei und Georgien vertreten. Überhaupt bot sich ein beeindruckend buntes Bild: Neben Teilnehmenden aus Baden-Württemberg und Bayern waren viele Schweizer*innen zu Gast und daneben auch Gäste von europäischen Partnervereinen, etwa aus Frankreich, Italien, Malta und Spanien. 170 Teilnehmende verzeichnete LakeMUN insgesamt – ein hervorragender Start. Die nächste Auflage von LakeMUN findet vom 13. bis 15. Juni 2025 statt.

„Ohne die Förderung des Wissenschaftsverbunds wäre die Durchführung in dieser Form nicht möglich gewesen“, sagt Nele Aulenbach, Masterstudentin im Fachbereich Politik- und Verwaltungswissenschaften der Universität Konstanz und Generalsekretärin der ModelUN-Konferenz. „Insbesondere konnten wir die Beiträge für die An- und Abreise und die Unterbringung relativ gering halten“ – was nicht heißt, dass man für beide Konferenzen nicht noch auf Sponsorensuche wäre. Im Hinblick auf das kommende Jahr will man versuchen, an Schulen der Region einen Projekttag anzubieten, um noch mehr Berührungspunkte zur Konferenz zu schaffen.

Im Fokus: Klimaschutz, Gendergerechtigkeit, Kinderrechte

Inhaltlich nutzen beide Konferenzen ihren Spielraum zur individuellen Ausgestaltung und adressieren nicht zuletzt Schwerpunktthemen des Wissenschaftsverbunds. So gab es in Konstanz ein United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC)-Komitee, und bei der kommenden St.GallenMUN vom 5. bis 8. Dezember wird es große Komitees von UN Women und UNICEF geben, berichtet Egan Paquay, stellvertretender Generalsekretär von St.Gallen MUN.

„Wir haben diese Komitees auch deshalb ausgewählt, weil sie sich an MUN-Beginner*innen richten und damit eine sehr gute Gelegenheit bieten, das Format kennenzulernen.“

Sponsoren gesucht

Wer die Konferenzen ideell oder finanziell unterstützen möchte, wendet sich bitte an Dorottya Fanni Krnacs bzw. Egan Paquay für die St.Gallen MUN oder Nele Aulenbach  bzw. Nazan ElHadidi für die Lake MUN.

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