January 17, 2024

Labs: Schon viel erreicht, noch mehr zu tun

Jens Poggenpohl
Redaktion und Kommunikation
Vor gut sechs Monaten haben die drei neuen vom Wissenschaftsverbund initiierten Labs ihre Arbeit für den nachhaltigen Wandel der Vierländerregion aufgenommen. Jetzt sind die ersten Projekte in der Umsetzung und  die Pläne für die nähere Zukunft stehen. Ein Update.
Was bislang geschah

Als cross-sektorale Konsortien aus 10 Hochschulen und 50 Praxispartnern und einem ganzheitlichen Innovationsverständnis sind die Labs in ihrer Struktur bewusst sehr heterogen angelegt. Angesichts der disziplinären Vielfalt stand daher in der Anfangsphase die Entwicklung einer gemeinsamen Arbeitssprache auf der Agenda. „Für mich ist eine Ressource etwas ganz anderes als für einen Umweltingenieur“, berichtet beispielhaft Sonja Meyer, Professorin für Informatik an der HTWG Konstanz und Leiterin des IoT Sustainability Labs.

Das Sustainable Mobility Lab war Mitveranstalterin des Bodensee Summit Digital.

Neben den internen Kommunikationsprozessen haben alle Labs den Dialog mit ihren Stakeholdern gesucht, zum Teil auch bei gemeinsamen Auftritten wie beim Knowledge Cities World Summit in Lindau. Das Sustainable Mobility Lab war zudem Mitveranstalter des jüngsten Bodensee Summit digital und erhielt dort vielfältige Inputs zu seinen Plänen für eine Verkehrswende in der Vierländerregion von Expert*innen aus Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.

Darüber hinaus fand in St. Gallen im Dezember die erste Circular Lab-Konferenz statt, in der sich Vertreter*innen der Ernährungs- und Textilwirtschaft zu Perspektiven einer Kreislaufwirtschaft austauschten.

Das IoT Sustainability Lab hat überdies schon den Austausch auf der ganz großen internationalen Bühne gesucht. Im Rahmen des International Symposium on Green Technologies and Applications in Casablanca hat das Lab seinen methodischen Ansatz einer Ähnlichkeitsanalyse vorgestellt, mit deren Hilfe sich IoT-Produkte ohne aufwändige Ökobilanz vergleichen lassen.

„Dass dieses Prinzip in unseren ersten Modellen grundsätzlich funktioniert, ist auch für unsere Industriepartner eine interessante Erkenntnis“, erklärt Sonja Meyer, Professorin an der HTWG Konstanz und Leiterin des IoT Sustainability Lab.

Die ersten Projekte

Alle Labs haben bereits mit konkreten Projekten begonnen. So hat der gemeinnützige Verein ISC Konstanz im IoT-Lab für eine Fallstudie Daten zum SoLAR Allensbach eingebracht, dem laut Selbstbeschreibung „grünsten Wohnquartier am Bodensee“  mit einer Fülle intelligenter IoT-Geräte. Neben weiteren technischen Optimierungsmöglichkeiten untersucht das Lab hier auch das Nutzererlebnis. Für eine weitere Fallstudie hat Bosch Smart Home zwei intelligente Heizthermostate zur Verfügung gestellt, deren Potenziale und ökologische Effekte man in zwei verschiedenen Gebäuden der HTWG untersucht.

Mit einem prominenten Industriepartner arbeitet auch das Sustainable Mobility Lab zusammen: Gemeinsam mit dem Technologiekonzern ZF Friedrichshafen arbeitet das Lab-Team derzeit in einem Pilotprojekt zur betrieblichen Mobilität mit On Demand-Fahrten, das auf einer Softwarelösung des Konzerns basiert. Um die Optimierung der betrieblichen Mobilität sowie darüber hinaus von Dienstreisen geht es auch beim Praxisprojekt mit dem Verein TUN, in dem sich über 20 Unternehmen aus Vorarlberg zusammengeschlossen haben. Ein „sehr großes Interesse“ hat Lab-Koordinator Martin Dobler auch bei einem Gespräch mit Vertreter*innen von Schweizer Kantonen registriert. Konkret geht es hier um eine Analyse der notorisch komplexen Prozesse für eine Bus- sowie Bahnlinie in der Region.

Die Potenziale intelligenter Thermostate werden vom IoT Sustainability Lab analysiert.

Im Circular Lab sind ebenfalls erste Projekte angelaufen. Kurzfristig will man systemisch verstehen, wo die Ernährungswirtschaft in der Region innerhalb der planetaren Grenzen funktioniert und wo nicht. Extrem langfristig angelegt ist der Zeithorizont bei der Erarbeitung von wirtschaftspolitischen Empfehlungen für die nachhaltige Bodennutzung im Land Vorarlberg – in den nächsten 100 Jahren. Parallel dazu soll ein Kennzahlensystem entstehen mit dem Ziel, Zirkularität in der Vierländerregion sinnvoll und pragmatisch messbar zu machen.

Die Pläne für die nähere Zukunft

„Wenn wir bis zum Ende des Sustainable Mobility Labs 2027 zwischen 10 und 20 Praxisprojekte umgesetzt haben, könnten wir sehr zufrieden sein“, sagt Martin Dobler, Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der FH Vorarlberg und Leiter des Sustainable Mobility Labs.

Die nächsten beiden sind schon in der Pipeline: eines zur Verbesserung von Logistikprozessen, das man gemeinsam mit dem weltweit tätigen Transport- und Logistikunternehmen Gebrüder Weiss realisiert, eines zu raumplanerischen Prozessen.

Im IoT Sustainability Lab stehen demnächst Stakeholder-Workshops an, damit aus „funktionalen Konstrukten“ möglichst rasch markttaugliche Lösungen entstehen. Noch weiter in der Zukunft, aber zeitlich bereits fixiert, ist die Mitgestaltung des Bodensee Summit digital 2024, der am 21.11.2024 an der HTWG Konstanz stattfinden wird.

Im Circular Lab werden die ersten Teilprojekte für die Textilindustrie an den Start gehen. Ein Fokus soll dabei auf der branchenweiten Reparaturfähigkeit von Produkten liegen.

„Wir wollen aber nicht nur aufzeigen, wie Blueprints aussehen können, sondern auch, welcher gesellschaftlichen, politischen und organisationalen Veränderungen es bedarf, damit ökologisch vorbildliche Unternehmen auch ökonomisch erfolgreich sind“, betont Fabian Takacs, einer der beiden Lableiter von der Universität St. Gallen. „Es braucht auch eine soziale Transformation – nur so entsteht Veränderung.“

Bildnachweise: Samuel Tschaffon, HTWG Konstanz, FH Vorarlberg, Universität St.Gallen

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