Isabel, im Zuge der ersten Ausschreibungen für das neue Programm „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ hat auch eine weiterentwickelte, neue Form der Antragsbegleitung Premiere gefeiert. Wie fällt dein Fazit aus?
Isabel Oostvogel: Insgesamt haben wir von unseren Teilnehmenden gutes qualitatives Feedback zurückgespielt bekommen. Die Zahl der Teilnehmenden wollen wir künftig gerne noch erhöhen, allerdings war der Prozess dieses Mal aufgrund von äußeren Rahmenbedingungen nur kurzfristig planbar. Auch muss es Antragsstellenden erst einmal bekannt werden, dass wir solche Angebote haben.
Warum überhaupt dieser Aufwand?
Für das, was wir unter einem wirkungsorientierten Projektarbeiten verstehen, braucht es Teams, die gut und gerne zusammenarbeiten, die tolle Projektideen haben, die zu unserem Ansatz passen und in denen sich Menschen aus unterschiedlichen Sektoren vernetzen. Der Antrag ist die Basis für all dies – und deshalb ist die Antragsphase auch der perfekte Zeitraum für den Beginn unserer unterstützenden Angebote. Das klingt jetzt vielleicht nach einem Zeitfresser. Wir sind aber vielmehr davon überzeugt, dass sich die Investition lohnt. Unser Ziel ist es, die Projektarbeit zu unterstützen und effizienter zu machen.
Welche Formate habt Ihr im Fall des Programms „Gesellschaftlicher Zusammenhalt“ konkret angeboten?
Begonnen haben wir mit einem Inspiration Panel, mit dem wir mit unseren Panel-Gästen in aktuelle Fragestellungen in Wissenschaft und Praxis eintauchen und ein Verständnis unserer spezifischen Zielsetzung und den thematischen Rahmen der Ausschreibung vermitteln wollten. Daran anschließend fand ein Workshop statt, in dem antragstellende und interessierte Teams und Einzelpersonen intensiv miteinander gearbeitet haben – sei es an Ideen, am Antrag selbst oder an der Erweiterung des Netzwerks und Partner für das Vorhaben. Zur vertiefenden Unterstützung in der Ausarbeitungsphase des Antrages wiederum schloss sich das Angebot für Kurzworkshops zu den Themen „Team“ und „Wirkungsorientierung“ an. Zudem gab es wöchentlich ein offenes Beratungsangebot, das gerne genutzt wurde.
Was kann man sich unter einem Thema wie „Team“ vorstellen?
Projekte des Wissenschaftsverbunds zeichnen sich dadurch aus, dass in verschiedensten, ungewöhnlichen Konstellationen zusammengearbeitet wird, etwa in neuen Teamkonstellationen, zwischen unterschiedlichen Hochschultypen, sektor- und länderübergreifend. Das hat das Potenzial für innovative Herangehensweisen, birgt aber auch die Gefahr von Reibungsverlusten und Konflikten. Um das zu verhindern, wollen wir den Teams schon in der Antragsphase Raum geben, sich zu finden. Außerdem dient dieser Workshop dazu, die inhaltliche Aufstellung zu analysieren. Wir fragen in der Ausschreibung gezielt nach den Kompetenzen innerhalb des Teams. Deshalb ist es wichtig, diese zu kennen – und etwaige Lücken zu füllen.
Und die Wirkungsorientierung...
...ist für uns, aber auch für die Hochschulen wichtiger denn je. Für Forschende stellt sie häufig jedoch eine Herausforderung dar. Was bedeutet Wirkungsorientierung für mein Projektdesign? Zu welcher Veränderung will ich mit meinem Vorhaben beitragen? Für welche Zielgruppen möchte ich welchen Outcome erreichen? Und was muss ich tun, um dorthin zu kommen? Diese Art des Denkens in Richtung einer Vision und Zielgruppenorientierung wollen wir im Antrag finden. Vor allem aber wollen wir die Forschenden unserer Mitgliedshochschulen darin unterstützen, diese Perspektiven in Ihre Forschungsarbeit einzubinden.
Es geht also gar nicht primär darum, die Qualität der Anträge zu erhöhen?
Zumindest nicht nur. Wir hatten auch Teilnehmer*innen dabei, die aktuell an keinem Projekt für den Wissenschaftsverbunds beteiligt sind, aber das Gelernte gerne für zukünftige Anträge auch über die des Wissenschaftsverbundes hinweg anwenden möchten, so u.a. die Wirkungslogik in Projekten.
Wie geht es für die Antragsstellenden jetzt weiter?
Mit den Projekten, die eine Förderung erhalten, werden wir im Rahmen eines Kick-offs – und je nach Größe und Dauer des Projekts auch begleitend – Themen wie Team, Wirkungsorientierung oder auch Kommunikation nochmals gezielt bearbeiten. Wichtig ist uns hier dann vor allem, die Projektteams ressourcenorientiert zu begleiten, so dass die Begleitung immer darauf abzielt, dass sie gut und mit möglichst großen zeitlichen Ressourcen an ihren Vorhaben arbeiten können.